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Praxis Dr. Obst – Facharzt für Chirurgie in Karlsruhe – Rüppurr
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Hämorrhoiden



Was sind Hämorrhoiden

Wo der Mastdarm in den Schließmuskel übergeht, also kurz vor dem Anus, entwickelt sich bei jedem Menschen in den ersten 15 - 20 Lebensjahren ein ringförmig angeordneter Gefäßschwamm. In der Fachsprache als "hämorrhoidaler Schwellkörper" bezeichnet. Der hämorrhoidale Schwellkörper besteht aus netzförmig angeordneten feinen Schlagadern und Gefäßen. Fälschlicherweise werden sie manchmal mit Krampfadern verglichen. Der Schwellkörper dichtet den After ab. Wie der Name sagt, handelt es sich um Gewebe, das anschwellen kann. Dann spricht man von Hämorrhoiden. Hämorrhoiden sind weich und nicht schmerzhaft, können aber zu vielerlei Beschwerden führen, dem Hämorrhoidalleiden.

Wie häufig sind Hämorrhoiden?

Hämorrhoiden sind die meist verbreitetste Enddarmerkrankung. Sie können in jedem Lebensalter auftreten "auch bei Kindern" und zwar unabhängig vom Geschlecht. Frauen und Männer unterscheiden sich hier nicht. Am häufigsten ist das Hämorrhoidalleiden im mittleren Lebensalter zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr.

Wie entstehen Hämorrhoiden?

Die Wandstrukturen der Schlag- bzw. Blutadern im hämorrhoidalen Schwellkörper bestehen aus Bindegewebe. Wenn ein hoher Innendruck die zartwandigen Blutgefäße zu stark ausweitet, können sie sich nicht wieder verkleinern: sie leiern sozusagen aus und erweitern sich mehr und mehr. Es entstehen Hämorrhoiden. Ein zu starker Druck entsteht vor allem durch faserarme Ernährung, Bewegungsmangel und durch chronische Verstopfung. Auch falsches Stuhlverhalten, sogenanntes Nachpressen und auch Zeitungslesen auf dem WC färdert die Entstehung eines Hämorrhoidalleidens. Neben diesen eigentlichen Ursachen gibt es zahlreiche Auslöser von Hämorrhoidalbeschwerden: In der Schwangerschaft, aber auch bei längerem Gebrauch von Abführmitteln. Durch chronische Durchfälle schrumpft und verengt sich der Schließmuskel, ebenso wie bei Übergewicht, ungewohnter körperlicher Anstrengung, zu viel Alkohol und Kaffee, scharfe Gewürze oder sitzen auf kalter Unterlage. Diese Verhaltensweisen können ein Hämorrhoidalleiden auslösen.

Anzeichen

Ist der hämorrhoidale Schwellkörper vergrößert, ist dadurch der Feinschluss des Afters gestört. Als Folge kann Feuchtigkeit aus dem unteren Mastdarm in den normalerweise trockenen Analkanal und auf die Afterhaut gelangen. Zunächst ist dieser unkontrollierbare Schleimaustritt nicht zu spüren. Mit der Zeit fällt dem Betroffenen ein Nässen auf, das fälschlicherweise oft als "Schwitzen" interpretiert wird. Der hochempfindliche After und die sensible Afterhaut sind für eine solche dauernde Schleimbenetzung nicht vorgesehen bzw. konstruiert. Sie reagieren gereizt. Zunächst juckt es nur gelegentlich, später dauernd. Dann kommen Brennen und Wundsein hinzu, bis zum akuten und letztlich chronischen Hautausschlag.
Durch einen vergrößerten hämorrhoidalen Schwellkörper werden die Wände der kleinen Schlag- und Blutadern immer dünner. Bei festerem Stuhl reißen sie leicht ein und es treten frische hellrote Blutungen auf. Zunächst vielleicht nur beim Säubern, später tropft das Blut nach dem Stuhl ins WC-Becken. Das sieht dann sehr beunruhigend aus. Meist überschätzen die Betroffenen die Blutmenge, denn es handelt sich nur um wenige Milliliter.
Chronische, also immer wieder auftretende Hämorrhoidenblutungen über Monate können dennoch zu einer Blutarmut (Anämie) führen. Die Patienten merken das dann meist an ihrer eingeschränkten Leistungsfähigkeit.
In den Blutadern des Afterrandes bilden sich als Folge vergrößerter Hömorrhoiden kleine Blutgerinnsel, also Thrombosen. Auch in den vergrößerten Hämorrhoidalpolstern selbst kännen diese Blutgerinnsel entstehen. Sie können dann sehr schmerzhaft die Hämorrhoiden aus dem After herausdrücken ("eingeklemmte" Hämorrhoiden), dadurch entsteht häufig das Gefühl von Druck im After.

Diagnose

Unabhängig von den Beschwerden bedarf es immer einer kompletten Untersuchung des Enddarms, denn typische Hämorrhoidenbeschwerden können auch durch andere höher liegende Prozesse des Mastdarms ausgelöst werden können.
Für die häufigsten, nämlich erstgradigen Hämorrhoiden reicht ein Afterspiegel, um eine erste Einschätzung vornehmen zu können. Für den austastenden Finger sind die vergrößerten Hämorrhoidalpolster zu weich, um sie zu spüren.
Stärkere Veränderungen (Stadien 2 bis 4), eine Hämorrhoidalthrombose oder ein Aftervorfall, erkennen Spezialisten in der Regel schon mit einem Blick auf den After.

Stadien

Hämorrhoiden sind ein fortschreitendes Leiden. Bei fehlender, verspäteter oder falscher Behandlung vergrößern sie sich. Damit eine richtige Behandlung zum richtigen Zeitpunkt einsetzen kann, sind Hämorrhoiden in vier verschiedene Größenstadien eingeteilt.

Stadium 1

Hier ist der hämorrhoidale Schwellkörper nur innerhalb des Analkanals vergrößert. In diesem Stadium sind die Hämorrhoiden von außen nicht sichtbar und auch nicht zu ertasten. Nur ein Arzt kann sie erkennen.

Stadium 2

Vergrößern sich die hämorrhoidalen Gefäßpolster weiter, treten sie beim Pressen bzw. bei der Darmentleerung aus dem After heraus. Nach dem Stuhlgang rutschen sie dann zunächst wieder spontan in den After zurück; manchmal gelingt dies nur, wenn man den Schließmuskel kräftig einzieht

Stadium 3

In diesem Stadium gleiten die Hämorrhoiden nicht nur bei der Stuhlentleerung heraus, sondern oft auch bei längerem Laufen oder schwerer körperlicher Arbeit. Auch der kontrahierte, also einziehende Schließmuskel, bringt sie nicht mehr in den After zurück. Sie können jetzt nur noch mit dem Finger (manuell) zurückgeschoben werden.

Stadium 4

Jetzt sind die Hämorrhoiden so stark vergrößert, dass sie die Innenauskleidung des Afters nach außen schieben. Selbst kurzfristig kännen sie nicht mehr mit der Hand zurückgeschoben werden. Der Afterkanal ist stark veröndert und der Spezialist spricht von einem "fixierten Aftervorfall".

Behandlungen

Die eigentliche Behandlung richtet sich individuell nach dem Stadium der Erkrankung. Die meisten Therapieverfahren, bei denen die Ursache der Erkrankung behandelt wird, sind fast schmerzfrei. Viele Behandlungsformen kännen ambulant durchgeführt werden. Neben allgemeinen Empfehlungen zur Ernährung und zum Stuhlverhalten gibt es zwei Behandlungsprinzipien.

Salben, Cremes, Pasten und Zäpfchen

Zunächst lassen sich die Beschwerden lindern oder kurzfristig beseitigen, ohne dass sich an den Ursachen, also den vergrößerten Hämorrhoiden selbst, etwas ändert. Diese erste "symptomatische" Behandlung geschieht in der Regel mit Pasten, Cremes, Lotionen, Tinkturen oder auch Salben.
In der Anfangsphase, wenn die Hämorrhoiden noch nicht stark ausgeprägt und die Beschwerden noch erträglich sind, kann man versuchen, mit Selbstbehandlung das Leiden zu lindern. Eine Selbstbehandlung sollte zwei Wochen nicht übersteigen. Ist eine weitergehende Behandlung notwendig, sollte sie bei einem Arzt erfolgen, der sich in der Behandlung von Enddarm-Erkrankungen auskennt.

Methode nach Milligan und Morgan

Die offene Hämorrhoidenentfernung nach Milligan-Morgan findet insbesondere dann Anwendung, wenn es sich um nur einen einzelnen und voneinander abgegrenzten Hämorrhoidalvorfall handelt.
Diese sogenannte Segment-Hämorrhoidektomie nach Milligan-Morgan wurde in den 30er Jahren erstmals angewandt. Der eigentliche Schließmuskel ist von der Operation nicht betroffen.
Hierbei werden die vergrößerten Hämorrhoidalknoten segmentär entfernt und ausreichend breite Hautbrücken am After (Anoderm) erhalten (siehe Abbildung). Dieser Bereich der Afterhaut ist sehr empfindlich, folglich wichtig für das Feingefühl und damit für den Feinverschluss, mit anderen Worten, um Winde und Stuhl im Speziellen zu unterscheiden sowie um die Stuhltätigkeit im Allgemeinen zu regulieren: Die Kontinenz also.
Für die anschließende Wundheilung bleiben bei dieser Methode bewusst offene Wunden (siehe Abbildung) an der Afterhaut (Anoderm), die nach einigen Wochen verheilen.

Longo Methode

Die geschlossene, partielle Entfernung von Hämorrhoiden nach Longo ist eine neue und bereits weit verbreitete Operations-Methode bei Hämorrhoiden des Stadiums 3 und teilweise auch schon bei Stadium 2.
Diese Technik wurde 1993 von dem italienischen Chirurgen Antonio Longo aufgegriffen und bis zu seiner heutigen Form maßgeblich weiterentwickelt. Deshalb heißt sie kurz: die Longo-Methode.
Hierbei wird überschüssiges Gewebe mit einem in den After eingeführten Rundklammer-Gerät, dem so genannten Stapler, innen entfernt. Gleichzeitig bleibt die nach außen verschobene Innenauskleidung erhalten und wird innen an ihrem Stammplatz wieder angeheftet (siehe Abbildung). Die Operation findet oberhalb des schmerzempfindlichen Bereiches statt, so dass nur kaum Schmerzen auftreten können.
Gegenüber den Standardeingriffen ergeben sich daraus fünf wesentliche Vorteile: Die Operationstechnik nach Longo erfordert jedoch vom Chirurgen überdurchschnittliche enddarmchirurgische Erfahrung.



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